Eigentlich sollte es schon letztes Jahr soweit sein und mit ASSASSINS CREED SHADOWS der neueste Ableger des bekannten Franchises erscheinen. Im Jahr 2020 erschien mit AC VALHALLA das letzte „große“ AC-Spiel. Drei Jahre später übernahm man in AC MIRAGE die Rolle von Basim, einem wichtigen Nebencharakter aus AC VALHALLA. Allerdings war die Ausrichtung des Spiels deutlich anders: Alles war kleiner, kompakter und der Fokus lag mehr auf dem klassischen AC-Gameplay. Gerüchten zufolge war AC MIRAGE ursprünglich als DLC für AC VALHALLA geplant, wurde dann aber als eigenständiges Spiel veröffentlicht. Dadurch wurde der Titel zwar umfangreicher als ein DLC, aber glücklicherweise hat UbiSoft den Preis nicht so hoch angesetzt wie sonst üblich. AC MIRAGE sollte die Lücke bis zum nächsten großen Titel der Reihe füllen, denn AC SHADOWS sollte Ende 2024 erscheinen. UbiSoft entschied sich jedoch kurzfristig, das Spiel auf März dieses Jahres zu verschieben. Eine Entscheidung, die von großen Publishern eher selten kurz vor Release getroffen wird, aber die zusätzliche Zeit konnte von den Entwicklern genutzt werden, um das Spiel technisch auf ein solides Fundament zu stellen und das merkt man dem Spiel auch an. 
Ob sich das Warten gelohnt hat? Wir verraten es euch in unserem Test!

Mit AC SHADOWS reisen wir in das feudale Japan des Jahres 1597, in die Sengoku-Zeit. Die mehr oder weniger AC-typische Geschichte soll hier nur kurz angerissen werden: Daimyō Oda Nobunaga will das Land einen, wer sich ihm widersetzt, wird vernichtet. Und hier kommt die kleine Bergprovinz Ina ins Spiel, die sich nicht unterwerfen will und Widerstand leistet. Wie so oft siegt die Übermacht, zumindest vorerst, und es ist an euch, Rache zu nehmen und vielleicht doch noch das Schicksal zu wenden…

Im Prinzip ist die Haupthandlung mit diesen wenigen Sätzen schon erzählt, natürlich wird sie an vielen Stellen noch detailliert ausgeschmückt und viele Charaktere mit ihren Schicksalen eingeführt, aber allzu tiefgründig und überraschend ist die Story nicht. Etwas Besonderes ist hingegen der Ansatz mit zwei Spielcharakteren, den es so bisher nur in AC Syndicate gibt. Zum einen kann man in die Rolle der Shinobi Naoe schlüpfen, die Iga rächen will. Sie ist klein und wendig und eignet sich perfekt für das klassische AC-Gameplay im Sinne des Schleichens und Tarnens (Stealth). Zum anderen ist da der afrikanische Samurai Yasuke, der quasi das genaue Gegenteil verkörpert. Groß, stark und mit brachialer Gewalt erreicht er sein Ziel. Klettern, die typischen Parcours-Elemente sind für ihn eher nichts, die beiden unterscheiden sich stark voneinander. Umso besser, dass ihr – zumindest nach einer Weile – frei zwischen den beiden wechseln könnt, sobald sie sich auch im Spiel begegnen. So schlüpft man für knapp eine Stunde in die Rolle von Yasuke und dann für einen längeren Teil in die von Naoe, um sich mit der Geschichte Japans, der Spielmechanik und auch der Umgebung vertraut zu machen. Erst durch die freie Wahl der beiden Spielcharaktere erschließt sich die Open World von AC SHADOWS in ihrer ganzen Pracht.
Neben der Haupthandlung gibt es natürlich noch diverse Nebenmissionen, teilweise kleine Minispiele, im Prinzip alles, was das Herz begehrt. So erfahrt ihr in Kuji Kiri Meditationen weitere Details über die Hintergründe der beiden Charaktere. In bester Tomb Raider/Uncharted-Manier könnt ihr Geheimnisse und Schätze in Kofun-Gräbern finden. Wie gesagt, die Story ist nicht gerade oscarreif, aber das muss sie auch nicht sein. Wenn man die Hauptstory durchspielt, sind durchaus über dreißig Spielstunden möglich, mit Nebenmissionen mehr als das Doppelte. Und das ist das Entscheidende für ein gelungenes Open-World-Spiel.

Das Gameplay basiert auf den anderen Spielen des Franchise, allerdings mit einigen Änderungen. So war es in den letzten Teilen üblich, dass man Adler, Vögel oder ähnliches als Begleiter hatte, um die Umgebung auszuspähen. Das fällt nun komplett weg, man muss sich selbst auf erhöhte Punkte begeben und kann von dort aus Gegner oder Ziele markieren. Dafür gibt es nun die Möglichkeit, Gebiete auf der Karte auskundschaften zu lassen, so wird ein Missionsziel, von dem man nur die grobe Lage kennt, auf der Karte eingegrenzt. Schon im Vorgänger konnte man die eigene Basis ausbauen, während man dort aber nur Gebäude freischalten und aufleveln konnte, ist es nun möglich Gebäude frei zu positionieren, zu drehen, sogar die Inneneinrichtung kann frei gewählt werden. Natürlich kann auch der Außenbereich mit verschiedenen Pflanzen, Blumen und Bäumen verschönert werden. Auch ein Jahreszeitenwechsel ist im Spiel implementiert. Dieser wird teilweise nach Schnellreisen, bei bestimmten Missionen oder zufällig ausgelöst. Man könnte meinen, dass es sich hierbei eher um ein grafisches Element handelt, aber tatsächlich hat die Jahreszeit einen großen Einfluss auf das Gameplay. Im Winter sind eure Fußspuren im Schnee und können von Gegnern entdeckt werden, im Frühling beginnt die Landschaft zu blühen und unter anderem die Blätter der Bäume bieten euch eine gute Deckung, um nicht entdeckt zu werden. Im Sommer kann man sich liegend im hohen Gras verstecken. Und im Herbst kann man die aufziehenden Gewitter gut als Deckung nutzen. Es wird dunkel, starker Wind und Blitze,… wer will euch schon auf einem Hausdach im Gewitter entdecken? Durch Erfahrungspunkte bekommt ihr Wissenspunkte, mit denen ihr wiederum bessere Charakterwerte oder auch neue Fähigkeiten freischalten könnt. Konntet ihr in den Vorgängern das automatische Looten über eine Fähigkeit freischalten, so findet ihr diese Möglichkeit direkt im Optionsmenü.

Grafisch ist AC SHADOWS eine Augenweide, vor allem was die Open World betrifft. Die bereits erwähnten Jahreszeiten lassen die Welt abwechslungsreich in neuem Glanz erstrahlen. Drei verschiedene Spielmodi haben die Entwickler in das Spiel eingebaut: Performance (60fps), Balanced (40fps) und Qualität (30fps). Je besser die Framerate, desto niedriger ist die Auflösung, die aber in allen drei Modi dynamisch gerendert wird. Der Performance-Modus muss auf einige grafische Elemente verzichten. So ist Raytracing hier praktisch nicht vorhanden und die Unterschiede sind extrem sichtbar. So wird z.B. in den beiden anderen Spielmodi ein Schatten gezeichnet, der im Performance Modus praktisch nicht zu sehen ist. Da die Framerate in allen drei Modi ziemlich konstant die angegebenen Werte erreicht, lässt sich jeder Modus sehr gut spielen. Viele Objekte sind nun auch zerstörbar, natürlich keine Türen, in die man auch nicht hineingehen sollte, aber Bambus, Absperrungen oder Papierrollen können nun zerstört werden. In den Optionen gibt es die Möglichkeit, die Gewaltdarstellung zu reduzieren. Wählt man diese Option nicht, muss man mit ansehen, wie Gliedmaßen abgetrennt werden und auch das Blut spritzt ordentlich durch die Gegend…
Akustisch ist der Soundtrack ein Leckerbissen, eine Mischung aus klassischen japanischen Klängen und modernem Rock. Auch die Synchronisation ist gelungen und man kann sogar die japanische Sprachausgabe wählen.

Überblick der Rezensionen
Story
81 %
Gameplay
86 %
Grafik
91 %
Sound
92 %
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assassins-creed-shadowsEs hat lange gedauert, bis wir wieder einen vollwertigen AC-Teil hatten. Die Verschiebung im letzten Jahr war ärgerlich, aber das Warten hat sich definitiv gelohnt. Der Titel ist vor allem technisch auf einem sehr hohen Niveau und hat - das muss man heutzutage leider betonen - zum Release nicht mit den üblichen Bugs und Problemen zu kämpfen, wie es bei anderen großen Titeln durchaus häufiger der Fall ist. Ich muss zugeben, dass ich bei AC SYNDICATE kein Fan von mehreren Protagonisten war, aber in diesem Fall ist es gut und gelungen umgesetzt. Die Story reißt einen nicht wirklich vom Hocker und auch mit dem Setting und der Epoche konnte ich mich nicht so recht anfreunden, aber das ist eher ein persönliches Empfinden, da ich mich auch historisch im feudalen Japan nicht auskenne. Spielerisch vermisse ich die Flugbegleiter, um die Umgebung zu erkunden. Leider verliert man auch hin und wieder den Überblick, wenn die eigene Spielfigur durch dicht bewaldetes Gebiet läuft. Hier kann man teilweise nicht erkennen, wo sich die Spielfigur gerade befindet, dies hat man zwar durch eine Umrandung versucht auszugleichen, aber dafür sieht man nicht was vor einem ist und so kann dort plötzlich ein Abgrund oder eine Felswand auftauchen, aber das sind eigentlich nur wenige negative Punkte des ansonsten gut umgesetzten Gameplays. Bei der Grafik habe ich mich für den Qualitätsmodus entschieden, zu groß sind im Vergleich die grafischen Abstriche. Man möchte diese Spielwelt einfach in vollen Zügen und mit allen Details genießen. AC VALLHALA sah schon toll aus, aber AC SHADOWS setzt noch einen drauf. Zusammen mit der gelungenen musikalischen Untermalung und den Soundeffekten ergibt sich ein stimmiges cineastisches Bild. Was mich persönlich bei der englischen Sprachausgabe etwas stört, ist, dass die japanischen Namen und Begriffe sehr schnell und undeutlich ausgesprochen werden, so dass man leider - sofern man keine Untertitel verwendet - schnell den Faden verliert, wer was gemacht hat oder um wen es gerade geht. Was soll ich noch groß schreiben? Als Fan der AC-Reihe ist AC SHADOWS genau das, was man sich gewünscht und erhofft hat. Alle anderen sollten sich den Titel auf jeden Fall anschauen. Hier gibt es ein gelungenes Open-World-Spiel mit der Möglichkeit dreistellige Spielstunden in einem wunderschön gestalteten feudalen Japan zu sammeln!